Wehrarchitektur

      Die Flüsse San und Dnjestr. Im oberen Flusslauf sind die beiden Flüsse nur ein paar Kilometer voneinander getrennt. Gerade sie bilden zwei symbolische Hauptschlagadern in der Geschichte der Stadt Przemyśl und der Region. San fließt nach Norden, mündet in die Weichsel, versorgt das Zuflussgebiet der Ostsee und verbindet dadurch untrennbar diese Region mit Polen. Dnjestr fließt in das Schwarze Meer, verwickelt die Region von Przemyśl in bewegte Geschichte des süd-östlichen Grenzlandes. Die zahlreichen, meistens aber schmerzhaften Erfahrungen wurden zum Erbe der Stadt. Die Lage auf dem Gebiet, wo sich Polen, die Rus und Ungarn treffen, brachte Przemyśl jedesmal auf das Grenzgebiet eines dieser Länder und der Kampf um die Region wurde zu einem ewigen und unerlässlichen Element seiner Geschichte. (...)
      Die Alpträume des Galizischen Gemetzels im Jahre 1846, zuletzt der Flächenbrand des Ersten Weltkrieges, Kämpfe gegen unsere Brüder Russen um eigenen Staat, haben Schatten auf ausgezeichnete jahrhundertealte Geschichte gemeinsamer Beständigkeit in Ostgebieten geworfen. Die Kämpfe im Oktober 1918 um Przemyśl waren zugleich Kämpfe um Lemberg, weil unsere Stadt immer die Satellitenstadt von Lemberg war. Das Warten auf den von Michał Karaszewicz Tokarzewski geführten Przemyśler Entsatz und das Ankommen dieses Entsatzes gehören zu den wichtigsten Ereignissen der Geschichte der Königstadt Lemberg. Während des Ersten Weltkrieges wurde die Festung Przemyśl von den Russen eingenommen, was als einer der größten Siege der Russischen Armee verbreitet wurde. Die Eroberung der nach dem Krimkrieg erbauten Festung wurde in Russland weit und breit bekannt. Die österreichisch-ungarischen Truppen wussten worum sie kämpften, besonders die Ungarn, die die Festung Przemyśl als Tor zu Budapest betrachtet haben. Auf dem Denkmal, das in Budapest zum Andenken an die Schlacht und die Verteidiger der Festung Przemyśl erbaut wurde, steht es geschrieben: „Ihr habt wie Löwen am Tor zu Ungarn gekämpft. Möge die Tat auf ewig in Erinnerung bleiben“. (...)

 


      Geografisch gesehen ist heutzutage die Stadt Przemyśl, die jahrhundertlang die Satellitenstadt von Lemberg war, eine Stadt im Grenzland. Als Folge der Konferenz in Jalta befand sich Przemyśl an der Grenze der Volksrepublik Polen, heutzutage an der Grenze der Europäischen Union. Die Vergangenheit Ostpolens gehört jedoch zum Genotyp unserer Stadt und der Region. Die Tatsache, dass das heutige Przemyśl die größte Stadt der ehemaligen ostpolnischen Gebieten ist, gereicht zur Ehre und verpflichtet ostpolnisches Erbe zu pflegen. Die strategische Lage der Stadt hat ihre Geschichte beeinflusst und sie zum Schlachtfeld gemacht, wovon heutzutage leider nur wenige Überreste der Militärarchitektur zeugen.

 

 

Textbearbeitung: Lucjan Fac / Art. KRESOWY PRZEMYŚL /
Fotos: Jacek Dzik

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